Wie wäre es #OhneHebamme? Was leistet eine Hebamme?

Dass Entscheidungsträger nicht immer die besten Ideen haben, dürfte kein Geheimnis mehr sein. Und das Thema, das aktuell im Raum steht, dürfte viele Frauen wütend und vielleicht auch ängstlich machen: Die Krankenkassen wollen die Beleghebammen abschaffen. Und auch generell werden den freien Hebammen eher Steine in den Weg gelegt, als dass ihre Arbeit wertgeschätzt wird. So zumindest mein Eindruck.
Die Perlenmama ruft daher zu einer Blogparade auf. Unter dem Hashtag #OhneHebamme soll auf die Problematik aufmerksam gemacht werden. Da nehme ich doch gerne teil.

Es geht bei der aktuellen Thematik zwar um Beleghebammen, aber die sind bei uns auf dem Land leider eh kaum noch zu finden. Ich finde es trotzdem wichtig, die Hebammenarbeit hervor zu heben. Ich möchte daher schreiben, wo Hebammen bisher für mich unersätzlich waren.

Meine Hebamme & die Vorbereitung

Nach dem mir meine Frauenärztin bestätigt hatte, dass ich schwanger bin, habe ich mich relativ zeitnah auf die Suche nach einer Hebamme gemacht. Wir leben in einer Kleinstadt und leider gibt es hier bereits nicht mehr allzu viele Hebammen. Ich hatte Glück und habe eine gefunden, die mir direkt sympathisch war und dazu auch noch von einer Freundin empfohlen wurde. Nach dem Kennlerngespräch habe ich sie direkt „gebucht“, damit sie sich einen Platz für mich frei hält.
Hier in Aurich gibt es einige freie Hebammen, die zusätzlich noch eine Viertelstelle im Kreissaal haben. Soweit ich weiß, hat das versicherungstechnische Gründe. So auch meine Hebamme. Das hat in meinen Augen den Vorteil, dass sie Geburten live miterlebt und nicht nur aus der Theorie weiß, wie es ablaufen kann.

Praktischerweise konnte ich bei ihr auch den Vorbereitungskurs machen. Nach den 7 Terminen fühlte ich mich bestens vorbereitet auf die Geburt. Ich würde auch jeder Schwangeren ans Herz legen, einen Vorbereitungskurs zu besuchen. Insbesondere beim ersten Kind. Es gibt doch so einige Punkte, bei denen man sich sicherer fühlt, wenn man mit jemandem drüber gesprochen hat.
Wann immer ich während der Schwangerschaft Fragen hatte, konnte ich meine Hebamme kontaktieren und bekam Antwort und gute Tipps.

Die Begleitung unter der Geburt

Als es dann soweit war und wir in den Kreissaal gefahren sind, haben wir an dem Tag zwei Schichtwechsel mitgemacht. Zum Glück waren wir da noch nicht in der heißen Phase. Als es bei uns dann los ging, war die Nachtschicht gerade frisch angetreten und der Trubel im Kreissaal hatte sich gelegt. Von der Hektik am Nachmittag war abends nichts mehr zu spüren. Ich war daher sehr froh, dass unser Sohn sich bis dahin Zeit gelassen hat.

Es ist, denke ich, bekannt, dass die 2-3 Hebammen und 1 Ärztin ganz schön zu tun haben, wenn alle Kreissääle voll sind. Wir hatten aber eine ruhige Nacht und so hatte ich die volle Aufmerksamkeit von einer Hebamme. Ich kannte sie vorher nicht, fühlte mich bei ihr aber gut aufgehoben. Aber ich weiß, dass das reines Glück war. Hätte die Hebamme neben mir noch weitere Geburten begleiten müssen und häufiger den Raum verlassen, wäre das wahrscheinlich anders gewesen. So hatte ich aber eine „gute“ Geburt und fühlte mich wohl. Wäre es eine mir bekannte Hebamme gewesen, wäre es evtl. noch schöner gewesen, aber durch die 1 zu 1 Betreuung kam es nah an eine Beleghebamme ran. Und das würde ich mir für jede Frau wünschen.

Wie wäre es ohne Hebamme?

Wie schrecklich muss es sein, wenn man sich unter der Geburt allein gelassen und verloren fühlt? Keine erfahrene Hebamme an der Seite, die einem beisteht und Hilfestellung bietet? Die einen anspornt, weiter zu kämpfen, wenn man meint, nicht mehr zu können? Die nur das beste für Mutter und Kind im Sinn hat und die Wünsche respektiert?
Ich möchte es mir nicht ausmalen.

Die Nachsorge

Hebammenarbeit ist extrem wichtig. Sei es die Geburtsvorbereitung, die Begleitung unter der Geburt oder auch die Nachsorge. Ohne meine Hebamme hätte ich mich im Wochenbett sehr verloren gefühlt. Es tat gut, dass jemand nach uns geschaut hat und die ganzen Fragen beantworten konnte. Jemand vor dem man sich nicht schämen brauchte, dass man etwas vielleicht noch nicht weiß oder wieder vergessen hat. Jemand der für jede Situation einen Tipp auf Lager hatte.

Wie sieht die Zukunft aus?

Ich kann nur hoffen, dass die Entscheidungsträger wach gerüttelt werden und die Arbeit der Hebammen wieder mehr wert geschätzt werden. Es kann nicht deren Ernst sein, dass Frauen künftig auf den Beistand der Hebammen verzichten sollen. Oder dass es noch schwieriger wird, eine Hebamme zu finden, weil die Kosten für die Versicherung zu hoch sind oder die Bezahlung nicht angemessen ist.

Hier bei uns vor Ort formiert sich gerade eine Gruppe unter dem Dach von Mother-Hood e.V.. Gemeinsam mit meiner Freundin werde ich zum nächsten Treffen gehen und hoffe, dass wir da etwas unterstützen und so etwas bewirken können. Je mehr Leute sich da beteiligen, desto mehr Aufmerksamkeit bekommt das Thema.

Wie sind deine Erfahrungen mit oder ohne Hebamme?

2 Kommentare

  1. Sabrina

    Ich hatte keine Hebamme, einfach weil keine da war…. keine Kapazität. Ich wollte eine, eine die von Anfang bis ende dabei ist. daher habe ich auch auf die nachsorge verzichtet… ich wollte mich keiner „fremden“ plötzlich in die Hände geben.

    unter der Geburt hatte ich mehrerer Hebammen, ohne sie wäre es echt mies gewesen. Ich will drauf nicht verzichten. es ist eben anders, ob da nun eine Ärztin / Krankenschwester steht oder eine Hebamme. Ist einfach so.

    ich setze mich schon lange dafür ein, mit meinem FB Blog „Stillen Tragen Familienbett“ zb. es kann nicht sein, das Hebammen hier in der Umgebung aktuell davon abraten JETZT schwanger zu werden, wenn man Hebammen möchte. den es würden Kinder kommen die in Dezember/Januar geboren würde und da herrscht Mangel, sehr großer Mangel und das in einer Großstadt?! das ist so mies….

    Schön das du dich da engagieren möchtest!

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  2. Manuela

    Hallo,

    da der tolle Blog purplemint eine Pause einlegt und ich selber auch Mama einer mittlerweile dreijährigen Tochter bin, komme ich einfach hier vorbei 😉

    An dieser Stelle nochmals alles alles Gute!

    Es ist einfach unverständlich – was hätte ich ohne meine Hebamme gemacht, die einem nach der Geburt das Gefühl gibt, alles ist gut und die sich so rührend um die kleinen Erdenbürger und Mama kümmert… Ich finde super, dass Du dich so einsetzt, ich hab es auch getan, so gut es ging und hoffe dass alles ein gutes Ende nimmt.

    LG Manuela

    Antworten

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